Tränen aus Eis oder das gestohlene Leben

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Dresden, Juwel am Elbufer, ein barocker Kuss in der Landschaft.
Diese Stadt war nicht nur mein Geburtsort, meine Heimat, sie war viel mehr. Ich liebte und liebe diese Metropole der sächsischen Könige und das zauberhafte Land umher abgöttisch. Besonders deshalb, weil dort die beiden mir liebsten Menschen lebten. Weil sie mich genauso liebten wie ich sie: meine Großeltern. Sie waren der Mittelpunkt in meinem Kinderland.

Opa war Wissenschaftler. Der Denker der Familie. Oma war ein Allroundtalent: Hausfrau, Köchin, Gärtnerin, Organisatorin, Putzfrau, Schneiderin, Handwerkerin und eine hervorragende Repräsentantin für die vielen ausländischen Gäste meines Großvaters. Vor allem aber war sie eine liebevolle Oma und eine strenge Erzieherin. Das Anstands-Regel-Buch des Freiherrn von Knigge konnte ich irgendwann fast auswendig, so oft hat mir Oma die Regeln vorgebetet. Stinksauer war ich deswegen. Heute weiß ich, wie wichtig ihr Handeln war, dass sie mir damit die besten Grundlagen für das Leben mitgegeben hat. Regeln, Werte, Maßstäbe … Die beiden alten Herrschaften waren für mich etwas ganz Besonderes. Der Einzige, der noch vor ihnen rangierte, war Gott.
So sah ich das damals, als kleines Mädchen.
Das Haus meiner Großeltern lag in den Weinbergen. Nicht ganz oben, aber trotzdem hoch genug für mich.
Es war ein Kinderparadies. Die Tage brachten mir nichts Schöneres, als draußen herumzustromern und die Gegend zu erkunden. Je schönere Plätze ich entdeckte, umso mehr liebte ich dieses Fleckchen Erde. Ich gehörte dorthin und besonders in die Weinberge. Alles drum herum gehörte mir. Nur mir.
Nicht weit entfernt: die Grundschule, ein kleines Gebäude.

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