Ein Baby nach dem Baukastenprinzip

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Ich weise ja gerne einmal darauf hin, dass die Medien im Bezug auf Kinderwunsch-Behandlungen immer das Außergewöhnliche suchen und ein Bericht über die normale künstliche Befruchtung in Deutschland offenbar zu langweilig ist, um darüber zu berichten.
Ein Bericht der New York Times gibt mir diesbezüglich recht, verdient aber dennoch Erwähnung hier, weil die Entstehungsgeschichte der Kinder von Familie Kehoe schon bemerkenswert ist.
Amy Kehoe suchte sich zunächst eine geeignete Eizellspenderin aus. Ihre Wahl fiel auf eine Medizinstudentin der Universität Michigan. Harvard wäre vermutlich nicht zu bezahlen gewesen.
Nun brauchte sie noch die richtigen Spermien. Hier wählte sie einen anonymen athletischen Spermienspender mit gutem Highschool-Abschluss
Über die Internetadresse Surromomsonline.com kam sie in Kontakt mit einer geeigneten Leihmutter.
Schließlich brauchte sie nur noch eine IVF-Klinik, die ihr diesen Bausatz zusammenbasteln sollte und ihre Wahl fiel auf “IVF Michigan“.

Die Zwillinge Bridget und Ethan wurden im August dieses Jahres geboren. Happy End?
Nein, leider geht die Geschichte noch weiter: Die Polizei fand einen Monat später die verlassenen Kinder und übergab sie der Aufsicht der Leihmutter Laschell Baker. Frau Baker erwirkte eine gerichtliche Verfügung, um die Kinder weiter behalten zu dürfen, da Frau Kehoe offenbar an einer nicht näher bezeichneten psychischen Störung leidet, die medikamentös behandelt wird.

Medizinisch verwickelter Fall


Dieser nicht nur medizinisch verwickelte Fall zeigt, dass die Regulation der sogenannten “Third-Party-Reproducktion” in den USA verbesserungswürdig ist. Die Gesetze dazu sind ind den Bundesländern unterschiedlich. Im Staate Michigan steht in Konfliktsituationen das Sorgerecht der Frau zu, welche die Kinder ausgetragen hat, in anderen Bundesländern muss mindestens eines der Elternteile mit dem Kind genetisch verwandt sein, in weiteren Regionen gibt es überhaupt keine Gesetze, die auf die Leihmutterschaft anwendbar wären.
Leidtragende sind zwar auich die beteiligten Erwachsenen, vor allem jedoch die Kinder, die nicht selten unter Einsatz von Gerichtsurteilen in mehreren Familien hin- und hergereicht werden.
Warum man Eizellspenden in Deutschland erlauben sollte.
Eizellspenden sind für viele Frauen die einzige Möglichkeit, schwanger zu werden. Dabei sind die “alten Mütter”, wie sie aktuell in England in der Presse heftig diskutiert werden, die große Ausnahme. Sehr viel häufiger wird eine Eizellspende wegen vorzeitiger Wechseljahre oder “ low response” notwendig.
Abgesehen davon, dass es nicht verständlich ist, warum man für eine solche Behandlung ins Ausland gehen muss, während die Samenspende in Deutschland erlaubt ist, gibt es auch andere Gründe, diese Behandlung in Deutschland zu erlauben:
Unfruchtbarkeit schafft weltweit einen lukrativen Markt für Eizellen. Das nutzen skrupellose Händler vor allem in Osteuropa aus. Für nur wenig Geld dienen ihnen junge Rumäninnen als Eizellen-Spenderinnen für die betuchte Klientel. Die Folgen für die Frauen sind dramatisch.
Eine sauber reglementierte Lösung für eine Behandlung in Deutschland (für die Empfänger und die Spenderin der Eizellen) wäre sicherlich der bessere Weg

 

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