Erdbeben in Haiti

Bilder von überfüllten Waisenhäusern, Berichte von chaotischen Zuständen und traumatisierten Kindern – wer denkt bei der Erdbeben-Katastrophe in Haiti nicht: Wie können wir sofort helfen? Durch eine schnelle Adoption? Kinderhilfsorganisationen, aber auch deutsche Adoptionsstellen halten davon gar nichts.
Die Berichte aus Haiti wühlen auf und haben unzählige Menschen dazu bewogen, Geld für die Opfer zu spenden. Was aber, wenn man das Gefühl hat, diese Hilfe reicht nicht aus? Viele Paare überlegen sich spontan: Wir wollen ein Kind aufnehmen und es so aus der unsicheren Region herausholen. Ein verständlicher Gedanke – aber mit einer übereilten Adoption ist den Waisen aus Haiti nicht geholfen.

Familiäre Verhältnisse kaum zu klären

Die Bundeszentralstelle für Auslandsadoption erreichen derzeit unzählige Anfragen von Menschen, die ein Kind adoptieren oder zur Pflege aufnehmen wollen. Aber sie stellt klar, „dass die Adoption von Kindern aus der momentanen Situation heraus keine geeignete Maßnahme zur humanitären Soforthilfe darstellt“. Denn noch können die Familienverhältnisse der Kinder nicht vollkommen geklärt werden: Gibt es noch Verwandte? Sind wirklich beide Elternteile gestorben? Andererseits kommen auch für die Adoption eines Kindes aus Haiti nur Paare infrage, die die allgemeinen Bedingungen für das aufwändige Verfahren erfüllen. Denn die Aufnahme eines Kindes aus einem fremden Land bedeutet immer Stress: für die Eltern, aber vor allem für die Kinder. Das ist schon bei „normalen“ Auslandsadoptionen so. Erleben die Kinder dann auch noch ein traumatisches Erlebnis wie ein Erdbeben, erhöht das die seelische Belastung natürlich deutlich. Mehr zum Thema Auslandsadoptionen lesen Sie hier:Ein Kind aus einem armen Land „retten“?

Warnung vor Kinderhandel

Aus falsch verstandener Hilfsbereitschaft sollte man keinesfalls Kinder auf „unbürokratischem Wege“ adoptieren. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF und die Kindhilfsorganisation terre des hommes warnen vor illegalen Adoptionen und Kinderhandel. „Gerade in unübersichtlichen Situationen nach Naturkatastrophen mit vielen Opfern nutzen Kinderhändler die Notlage aus“, erklärte Danuta Sacher, Geschäftsführerin von terre des hommes .

Hilfe vor Ort unterstützen
Der Schutz für die Kinder vor Ort ist daher umso wichtiger. UNICEF hat in einem ersten Schritt zusammen mit Partnern Schutzzentren für zunächst 900 Kinder eingerichtet, die keinen Kontakt zu Verwandten haben. Weitere Zonen für Kleinkinder bis fünf Jahre sollen folgen. „Tausende Kinder im Erdbebengebiet schlagen sich allein durch. Sie sind von Mangelernährung, Krankheiten und Ausbeutung bedroht“, sagte Rudi Tarneden , Sprecher von UNICEF Deutschland. „Wir müssen diese Kinder finden, versorgen, schützen und wieder mit ihren Angehörigen zusammen bringen.“
Patenschaften als Alternative

Quelle: Abendzeitung München

Wer den Kindern von Haiti helfen will, der kann mit Spenden gezielt jene Organisationen unterstützen, die sich verstärkt um die Kleinsten kümmern. Langfristige Hilfe bietet eine Patenschaft – zum Beispiel die „Wiederaufbau-Patenschaft“ der Hilfsorganisation Plan Deutschland. Sie sichert zunächst einmal die humanitäre Hilfe. „Sobald die Kommunikation auf der Insel wieder reibungslos funktioniert, senden wir den Paten Unterlagen für die Kinder-Patenschaften zu und wandeln die Wiederaufbau-Patenschaften um. Die Spender werden so zu Paten der ersten Stunden nach dem Erdbeben und engagieren sich für eine nachhaltige Entwicklung des Karibikstaates“, erklärte Marianne M. Raven, Geschäftsführerin von Plan Deutschland das Projekt.

Zahlen zur Situation der Kind in Haiti

Bereits vor der Erdbeben-Katastrophe waren in Haiti 50.000 Kinder in so genannten Kinderkrippen und Heimen untergebracht. Laut UNICEF handelt es sich dabei meist um privat betriebene kleine Einrichtungen. Wer hier untergebracht ist, muss nicht unbedingt Waise sein: Viele dieser Kinder werden von ihren Müttern nur zeitweise abgegeben, damit sie etwas zu Essen haben und ein Dach über dem Kopf.
Laut Angaben der Hilfsorganisation Plan Deutschland sind in Haiti derzeit 500.000 Kinder unter fünf Jahren hilfsbedürftig. 1,5 Millionen der vom Erdbeben Betroffenen sind minderjährig.
Die Zahl der adoptieren Kinder aus Haiti stieg schon vor dem Erdbeben laut UNICEF: 2006 wurden 1.404 Kinder aus Haiti zur Adoption ins Ausland gebracht, 2004 waren es noch 720
Haiti hat laut Angaben der Hilfsorganisation Plan Deutschland eine hohe Kindersterblichkeitsrate: Von 1.000 Neugeborenen sterben 76, bevor sie das fünfte Lebensjahr erreichen.

Hier finden Sie weiteres Informationsmaterial zum Thema Adoption.

 

 

 

 




Der Engel der Andamanen


Bharathi Prasad ist unter VU2RBI eine der bekanntesten Amateurfunkerinnen der Welt. Sie war mit einer Expedition auf den Andamanen und Nicobaren, als der tödliche Tsumami kam. Jetzt besuchte sie Dormagener Amateuerfunker. Mit ihrer Funkstation auf den Andamanen-Inseln rettete Bharathi ungezählte Menschen vor den Folgen des Tsunami und machte die Weltöffentlichkeit auf das Schicksal der Menschen der Inselgruppen…

… weiterlesen

Bildquelle: VU2RBI