Wieviel Wahrheit darf sein?

Die eigentliche Herkunft ist für alle Adoptierten eine existenzielle Frage. Im Allgemeinen wird die Vergangenheit als nicht existent betrachtet, um den adoptierten Kindern einen Neuanfang zu ermöglichen.Teilweise werden sogar noch die Dokumente, die die Namen der leiblichen Eltern, den Status der Geburt und die Umstände, die zur Adoption führten, vernichtet. Argumentiert wird bei dieser Vorgehensweise mit dem Schutz der zu adoptierenden Kinder. Sicher ist das von diesen Behörden einerseits sogar gut gemeint. Andererseits beraubt werden diese Kinder ihrer Identität beraubt.

Beispiel: Die Inkognito-Adoption
Sie soll eine ungestörte Entwicklung des Kindes in der Adoptivfamilie gewährleisten. Damit soll auch verhindert werden, das die leiblichen Eltern irgendwann einmal in die Privatsphäre der Adoptivfamilie eindringen und das Kind verunsichern könnten. Somit sollen auch von vornherein Entwicklungsstörungen bei dem adoptierten Kind vermieden werden.
Diese Anonymität soll aber auch den leiblichen Eltern die Möglichkeit geben, sich schneller mit der, einmal getroffenen Entscheidung zur Adoption, abzufinden und ein neues Leben ohne Konflikte anfangen zu können.
Da jedoch immer mehr Adoptierte früher oder später (nachdem sie von ihrer Adoption erfahren haben) in eine Identitätskrise fallen, werden zunehmend andere Adoptionsformen gefordert.

Das Interesse an den eigenen Wurzeln
Adoptierten haben meist nur wenige Informationen über die leiblichen Eltern, über andere Verwandte überhaupt keine. Adoptierte Erwachsene begeben sich aus den verschiedensten Gründen auf die Suche nach den eigenen Wurzeln:
– medizinische Informationen
– Informationen zu den Umständen der Adoption

 

Geschwistersuche

Bei Adoptionen wird die Herkunft noch vielfach geheim gehalten.
Die eigentliche Herkunft ist für alle Adoptierten eine existenzielle Frage. Im Allgemeinen wird die Vergangenheit als nicht existent betrachtet, um den adoptierten Kindern einen Neuanfang zu ermöglichen.Teilweise werden sogar noch die Dokumente, die die Namen der leiblichen Eltern, den Status der Geburt und die Umstände, die zur Adoption führten, vernichtet. Argumentiert wird bei dieser Vorgehensweise mit dem Schutz der zu adoptierenden Kinder. Sicher ist das von diesen Behörden einerseits sogar gut gemeint. Andererseits beraubt werden diese Kinder ihrer Identität beraubt.

 

Geburtenregisterauszug

In Deutschland hat jeder Adoptierte das Recht ab dem 16. Lebensjahr einen Geburtenregisterauszug zu beantragen. Dieser Registerauszug enthält in der Regel die Namen beider leiblicher Elternteile. Ab dem 18. Lebensjahr kann der/ die Adoption Einsicht in die Adoptionsakte nehmen. Die Adoption schafft ein Eltern-Kind-Verhältnis zwischen dem Adoptierten (Wahlkind) und den Adoptierenden (Wahlvater, Wahlmutter, Adoptiveltern). Ab dem vollendeten 5. Lebensjahr haben Kinder das Recht, vor einer Adoption “gehört” zu werden. Obwohl die UN-Kinderrechtskonvention ein Recht des Kindes auf Kenntnis der leiblichen Eltern vorsieht, fehlt eine ausdrückliche Bestimmung im österreichischen Recht.
Für Mitarbeiter der Jugendämter ist es immer schwer zu entscheiden, wie viele und vor allem welche Informationen sie an die Adoptierten heraus geben sollten.
Wie sollen sie entscheiden, welche Informationen die Adoptierten verletzen oder sie in eine tiefe Lebenskrise stürzen?
Adoptierte wollen auf gar keinen Fall belogen werden, sie fordern die ganze Wahrheit.
Nach der durchgeführten Adoption gelten Adoptierte rechtlich als nicht mehr verwandt mit der Herkunftsfamilie, sie werden zu fremden Personen. 
Oft erhalten Adoptierte auch einen neuen Vornamen, somit eine völlig neue Identität.
Die Suche nach der Herkunft ist deshalb für viele Adoptierte sehr mühselig. 
Für Herkunftseltern ist es sehr schwierig nach ihren Kindern zu suchen. Die Aufdeckung der Adoption kann  nur mit Zustimmung der Adoptiveltern und des Kindes erfolgen.
Diese Regelung wird nicht selten dahingehend missverstanden, dass Adoptiveltern auch gegenüber ihrem adoptierten Kind die Adoption verschweigen oder dessen Versuche, etwas über die eigene Herkunft zu erfahren oder auch Kontakt zu leiblichen Verwandten aufzunehmen, unterbinden dürften. Dem aber ist nicht so.

Das Bundesverfassungsgericht

hat in den letzten Jahren mehrfach entschieden, dass jeder Mensch, auch der Minderjährige, ein Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung hat.
Gelegentlich kommt es noch vor, dass Anfragen der abgebenden Mütter nicht an die Adoptierten, auch wenn sie schon volljährig sind, weitergeleitet werden. Die Ämter meinen, leibliche Mütter hätten keinen Anspruch, dass die Behörden ihnen behilflich sind. 
Adoptierte und Herkunftsmütter haben oft die gleichen Gefühle wie Angst, Schmerz Verzweiflung und Trauer. 
Viele Adoptierte suchen, aufgrund der mangelnden Mithilfe einiger Jugendämter, auf eigene Faust nach ihren Verwandten. 
Es ist erstaunlich, wie erfolgreich sie dabei sein können. Bei der eigenen Suche nach leiblichen Verwandten wenden sich die Suchenden an Meldeämter, Standesämter, Suchdienste usw.
Wenn sich Adoptierte auf die Suche begeben wollen, haben sie mehrere Möglichkeiten:
- Anforderung einer Personenstandsurkunde beim Geburtsstandesamt
- Nachfrage bei der Personenstandsbehörde (Einblick in das Geburtenbuch)
- Antrag auf Auskunft bei Meldeamt nach der Wohnanschrift d. leibl. Eltern
- Antrag auf Einsicht in die Adoptionsakte beim zuständigen Jugendamt

Autor: Chris W.




Zwangsumsiedlung in der DDR

Diesmal war alles anders. Denn hier erzählte niemand von Dingen aus weit zurückliegenden Jahrhunderten. Streng genommen ist die Geschichte für Eberhard Eichhorn nämlich noch nicht einmal vergangen. Die Zwangsumsiedlung in der DDR hat er selbst erlebt, seine Aufgabe ist die Aufarbeitung, seine Zukunft ebenso. Auf Einladung des Geschichtsvereins „Colloqium Historicum Wirsbergense“ (CHW) beleuchtete Eichhorn eines der dunkelsten Kapitel der DDR.

Viele, sehr viele Dörfer wurden im Grenzbereich der DDR zerstört, geschleift und verschwanden für immer. Den Menschen wurde damit nicht nur die Heimat, sondern ihre Identität weggenommen. Aber nicht nur in der DDR.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier finden Sie weiteres Informationsmaterial zum Thema Personensuche.

 

 

 

 




50 Hertz gegen Stalin

Funkamateure gegen Stalin

Joachim gehört zu der Generation, die noch in den letzten Kriegswochen von Hitler in die Schützengräben geschickt wird: Jungs mit 15, 16. Einige von ihnen kommen mit dem Leben davon, auch Joachim hat Glück.
1949 muss er das Abi-Jahr wiederholen. Er und seine neuen Schulkameraden wollen aber von den Polit- Parolen aus der UdSSR nichts wissen. Bevormundung und Volksagitation haben sie gründlich satt.

Sie wollen sich wehren.

Statt als Blauhemden in der FDJ mitzulaufen, kleben sie nachts Flugblätter und fahren nach West-Berlin, um sich mit anderen Freiheitsdenkern zu treffen.

Unter Joachims Regie ersinnen sie einen ausgefuchsten Plan: Sie bauen einen geheimen Radiosender. Das hat Folgen für die jungen Männer – der russische Geheimdienst und die gerade entstehende Stasi geben keine Ruhe, bis sie die »Saboteure« geschnappt haben. Joachim droht die schlimmste Strafe. Nach einer wahren Geschichte: Vier junge Menschen mit viel Idealismus, gejagt von Obrigkeit und Staat … weiterlesen

 

 




Erfahrungen bei der Suche nach…

… meinen leiblichen Eltern waren recht positiv.

Das für mich zuständige Jugendamt, hat da keine Probleme gemacht.
Von meiner Anfrage nach meinen Eltern, bis zu den ersten Kontaktdaten hat es ungefähr ein dreiviertel Jahr gedauert.
Das Jugendamt informierte mich aber im Vorfeld über die lange Bearbeitungsdauer.
Mag sein, dass das an der Sachbearbeiterin lag, dass diese Suche reibungslos abgelaufen ist, bei meinen Geschwistern war das anders.
Bei der Suche nach meinen Geschwistern wurde ich von der zuständigen Bearbeiterin, so glaube ich, nur veralbert.
Mit mir wurde gesprochen, wie mit einem kleinen Kind, ich bin 40 Jahre alt.
Ich wurde zig Mal gefragt, ob ich wirklich aus meiner Kindheit wissen will und meine Geschwister finden möchte.

Was sollte diese Frage?

Hätte ich es nicht gewollt, hätte ich doch den Weg zum Jugendamt nicht eingeschlagen.
Mir wurde Monatelang gesagt, dass zu meinen Geschwistern keine Informationen vorhanden sind.
Dies veranlasste mich, einen Privatermittler einzuschalten. Dieser bekam, trotz Vollmacht meinerseits, ebenfalls eine Abfuhr.
Der Ermittler hat sich beim Stadtrat über die Vorgehensweise des Jugendamtes beschwert und siehe da, es ging vorwärts.
Einen Monat nach Einschaltung des Ermittlers, sind auf einmal zwei meiner Geschwister ausfindig gemacht und mit einem Bruder habe ich mich gestern schon getroffen.
Warum wollen so einige Sesselpuper nicht begreifen, dass uns Adoptierten, die Suche nach unserer Herkunft und den Angehörigen wichtig ist.
Warum wollen sie unsere Traumas in ihrer Intensität nicht schwächen?!
Ich habe darauf keine Antwort gefunden und kann darüber nur mit dem Kopf schütteln.
Mein Fazit: Die Bereitschaft zur Mithilfe, bei der Suche nach Angehörigen, ist von Sachbearbeiterin zu Sachbearbeiterin unterschiedlich.

Autor: Chris W.

Hier finden Sie weiteres Informationsmaterial zu Personensuche.

 

 

 

 




Zwangsadoptionen DDR

Zwangsadoptionen gehören zu den dunkelsten Kapiteln beider deutscher Staaten.
Wieso in beiden deutschen Staaten?
In dem einen, nämlich in der ehemaligen DDR, sind sie passiert bzw. durchgeführt worden und in dem anderen, waren sie bekannt.
Das heißt, sie wurden zur Kenntnis genommen und ebenso verschwiegen wie in der DDR.
Erst als ein Journalist und betroffene Eltern, die in den Westen ausreisen durften, diese Adoptionen publik machten, nahm die BRD dazu Stellung.
Die Regierung der BRD zeigte sich entrüstet und behauptete davon nichts gewusst zu haben.
An der stillen Komplizenschaft in West und Ost hinsichtlich der staatlich angeordneten Kidnappings und an der Inhumanität besteht jedoch kein Zweifel.
Zwangsadoptionen waren eine teuflische Foltermethode der meist gütig lächelnden Frau Honecker.
Um diese Zwangsadoptionen für die DDR legal zu machen, wurden eigens Gesetze dafür erlassen.
Von Margot Honecker.
Sie stand dem Ministerium für Volksbildung vor und auf ihre Weisung hin sind Kinder ihren Eltern weggenommen worden, weil diese angeblich nicht in der Lage waren ihre Kinder „“ zu „sozialistischen Persönlichkeiten“ zu erziehen.
Die Eltern hatten nicht das Recht, das Erziehungsziel selbst festzulegen sondern der sozialistische Staat achtete auf die richtige Erziehung.
So sollte allein die Festlegung des Erziehungsziels durch die Partei eine Erziehung im Sinne des gesellschaftlichen Fortschritts gewährleisten.

Kindern war es in der DDR „fast“ unmöglich eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln.

Die meisten Menschen identifizierten ihre eigene Persönlichkeit fast immer mit den Idealen des Sozialismus und versinnbildlichten damit die Ideologie der DDR.
Menschen, die diese Ideale nicht automatisch übernahmen oder später durch irgendwelche Ereignisse Zweifel an diesen Idealen bekamen, entwickelten sich dann als eigenständige Persönlichkeit außerhalb der sozialistischen Persönlichkeitsvorgaben des Staates und der Partei.
Meist führten diese Persönlichkeitsveränderungen zu Ausreiseanträgen, die fast immer, egal wie oft ein Bürger diesen Antrag stellte, abgelehnt wurden.
Was immer hinter diesen Ausreiseverweigerungen stand, den betroffenen Eltern bereiteten sie die fürchterlichsten Seelenqualen.
Der Fall der Familie Grübel brachte Mitte der siebziger Jahre die Diskussion um Zwangsadoptionen ins Rollen.
Nach bekannt werden dieses Falles ging man dann in der DDR bei politisch motivierten Adoptionen „subtiler“ vor.
So ist diese staatliche Kidnapping immer mit sozialem „Rufmord“ einher gegangen.
Die Pflicht zur Arbeit ist als „politisches Repressionsinstrument“ genutzt worden und Menschen wegen „angeblicher Asozialität“ mit Hilfe des Paragraphen 145 des DDR- Staatsgesetzbuches (Verleitung zu asozialer Lebensweise) zu Gefängnisstrafen verurteilt worden.
Diesen Menschen wurde dann, auf Grund dieser Verurteilung, das Sorgerecht für ihre Kinder für immer entzogen.
Das menschenverachtende Regime entlarvt sich selbst durch seine selbstsichere Buchhaltermanie:
Zitat aus einem Schreiben der Jugendhilfe, das in den meisten Akten gefunden wurde (entnommen aus: Die Welt v.28.05.1991):
„Am 23.10. hatten wir auf Weisung des Ministeriums für Volksbildung die Kinder abzuholen. Sie waren ruhig, ohne Hektik, waren vorher Stunden verhört worden.
Sollten sich Verwandte melden, um die Kinder abzuholen, haben wir das nicht zu gestatten.“
Aber es gab auch andere Gründe für Zwangsadoptionen.
Wenn z. B. ein Parteimitglied, der mit einer hohen und Vorbild wirksamen Funktion betraut war, straffällig wurde und man das unter allen Umständen vertuschen musste.
Der Genosse war mit einer Frau verheiratet, die Kinder aus der ersten Ehe mitgebracht hatte und als Jugendliche schon mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten war, dann wurden auch ganz schnell irgendwelche Vorwände „gefunden“. Dann wurde die Straftat des Genossen auf die Frau projiziert. Sie wurde verurteilt, ihr wurde das Sorgerecht entzogen und die Kinder adoptiert.
Sie hatte keine Chance.
Denn der Staat hatte immer und in jedem Fall Recht. Dem Staat das Gegenteil zu beweisen war unmöglich.
Die seelischen Qualen die den Eltern damit zugefügt wurden, gipfelten meistens in Depressionen, schweren Krankheiten bis hin zum Selbstmord.
Bei diesen Zwangsadoptionen schwanken die Zahlen zwischen einigen Hundert und 7000. Die Dunkelziffer wird allerdings auf mehr als 20000 geschätzt.
Autor: Eva Siebenherz

Hier finden Sie weiteres Informationsmaterial zum Thema Adoption und Zwangsadoption in der DDR.

 

 

 

 




Frühchen in der DDR

Frühgeborene, die weniger als 1000 Gramm wogen, wurden in der größten Frauenklinik der DDR über Jahre hinweg ertränkt – eine Praxis, die offenbar überall in der DDR betrieben wurde. Die Tötungen halfen, die Statistik über die Säuglingssterblichkeit der auf internationales Renommee bedachten DDR zu schönen.
Das Baby war mit der Geburtszange geholt worden und hatte eine Riesenwunde am Kopf. Die Ärzte hielten es zunächst für eine Totgeburt.
Doch die Annahme erwies sich rasch als Irrtum. Daraufhin wurde die Hebammenschülerin Christine Hersmann angewiesen, mit einem unsterilen Zipfel Restbinde aus dem Kramkasten einen Nabelverband anzulegen. Als die junge Frau sich weigerte, derart unsachgemäß zu arbeiten, wurde sie belehrt, der unsaubere Verband reiche völlig aus.
Auch den Brutkasten durfte sie nicht einschalten, nicht einmal angezogen werden durfte der Säugling. Wenig später wurde Christine Hersmann aufgefordert, ein Pappschildchen „mit Namen, Geschlecht und der Einstufung ,Totgeburt““ zu beschriften. Als sie sich weigerte, weil das Kind lebte, „mit den Beinchen strampelte und schrie“, hieß es: „Was wollen Sie denn, das Kind zeigt doch nur Reflexe.“
Christine Hersmann befestigte zwar das Schild mit der Aufschrift „Totgeburt“ am Beinchen des Babys, wickelte _(* In der neonatologischen Station der ) _(Frauenklinik der Medizinischen Akademie ) _(Erfurt. ) das Kind aber in saubere Putzlumpen ein und legte es auf ein dickes Brett, das auf der Heizung stand. Der Säugling überlebte ein paar Tage – dann starb er an Lungenentzündung.
Dieser Vorfall, Anfang der sechziger Jahre, war nicht das einzige Vorkommnis, das Christine Hersmann dazu bewog, die Erfurter Frauenklinik zu verlassen. Zuvor schon hatte sie mehrfach erlebt, wie Säuglinge getötet wurden.
Stets handelte es sich um besonders kleine Frühgeborene, die nach der Entbindung in den sogenannten Schieber kamen: „Dort erstickten oder ertranken sie“, so die Hebamme, „weil sie zu schwach waren, den Kopf aus dem Blut und dem Fruchtwasser zu erheben.“
Erst Jahrzehnte später, 1982, kehrte die Frau an die Erfurter Klinik zurück, damals die größte ihrer Art in der DDR. Als sie erfuhr, daß „diese Sache mit den Frühchen immer noch so praktiziert“ werde, bedang sich die Hebamme aus, nicht im Kreißsaal arbeiten zu müssen.
Schon nach kurzer Zeit jedoch wurde sie wieder aufgefordert, sich an der Tötung von Neugeborenen zu beteiligen: „Am Wochenende erwarten wir Fehl- oder Frühgeburten“, wurde sie angewiesen, „stellen Sie sich dazu “nen Eimer Wasser hin.“
Welchem Zweck der Wassereimer dienen sollte, wurde ihr so erklärt: „Sobald entbunden ist, nabeln Sie die Kinder schnell ab. Lassen Sie die, bevor sie ihren ersten Schrei tun, in den Eimer Wasser plumpsen.“
Aus Gewissensgründen, schrieb Christine Hersmann damals an den Direktor der Erfurter Klinik, Erich Wagner, sei es ihr nicht möglich, die ihr „angetragene Aufgabe“ zu erfüllen und Frühgeborene „in einem bereitgestellten Eimer mit Wasser“ zu ertränken. Daß sich Ärzte im Kreißsaal zu Richtern über Leben und Tod von Kindern aufspielten, empfand sie als „Mord“.

… weiterlesen

Hier finden Sie weiteres Informationsmaterial zum Thema DDR.

 

 

 

 




Amtlicher Totenschein DDR/DE

Beeskow (MOZ) Immer wenn ein Mensch stirbt, wird vom Arzt ein Totenschein ausgefüllt. Doch was passiert mit den vertraulichen Dokumenten? Jeder einzelne davon wird aufbewahrt – im Archiv des Landkreises Oder-Spree. Dort schlummern Fakten von nahezu jedem Toten des heutigen Kreisgebietes seit 1949.

Todesursache: Schussverletzung.
Todesursache: Erdrosselt.
Todesursache: Hintergrundinfarkt.

Die Formulare, die in Tausenden Kartons im Kreisarchiv in Beeskow liegen, erzählen zum Teil echte Kriminalgeschichten aus der Region, die einem noch Jahrzehnte später einen Schauer über den Rücken jagen. Mal ist es ein Suizid, mal ein Mord.

Am häufigsten aber ist es schlicht der Organismus, der einfach nicht mehr funktionieren wollte – meistens bei älteren Menschen, zu oft aber auch bei Babys und Kleinkindern. Welche Tragödie sich in so mancher Familie abgespielt hat, zeigen beispielsweise zwei leicht vergilbte, nacheinander folgende A4-Blätter, auf denen Fakten zum Tod eines jungen Zwillingspärchens verewigt sind. All diese Schicksale gehören zum Archiv des Landkreises Oder-Spree.
„Wir haben hier die Totenscheine seit dem Jahr 1949 bis 1990 aus den Altkreisen Eisenhüttenstadt, Fürstenwalde und Beeskow“, erzählt Marina Aurich, Leiterin des Archivs und des Lese- und Medienzentrums. Doch 1990 ist nicht etwa Schluss: Auch die Leichenschauscheine, die Ärzte in den darauffolgenden Jahren für die Toten in Oder-Spree ausgestellt haben, finden sich fein säuberlich sortiert in Kartons wieder. Doch wie kommen sie dorthin?
Zunächst einmal untersucht ein Arzt die Leiche und stellt fest, ob es sich um ein natürliches oder unnatürliches Ableben handelt. Er vermerkt mögliche Krankheiten und Verletzungen, aber natürlich auch den Namen, das Geschlecht, den Sterbezeitpunkt und den Fundort des Toten. Letztere Daten benötigt vor allem das Standesamt, das den Sterbefall beurkundet. Aber auch die Gesundheitsämter bekommen einen Totenschein – mit all den vertraulichen Daten. Dort werden sie zunächst einmal aufbewahrt.
Doch da in Deutschland jährlich etwa 850 000 Totenscheine ausgefüllt werden, würden die Aktenberge in den Ämtern schnell ins Unermessliche wachsen, deshalb landen sie im Kreis Oder-Spree schließlich im Archiv.
„Die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement empfiehlt für Totenscheine eine Aufbewahrungsfrist von mindestens 30 Jahren“, erklärt Marina Aurich. Doch das reicht der Kreisverwaltung nicht. In Oder-Spree werden Totenscheine dauernd aufbewahrt und als Archivgut behandelt. „Für uns haben Totenscheine einen historischen Wert“, sagt Marina Aurich.

Für Forscher könnten die Urkunden, die sich im Laufe der Jahre rein äußerlich immer wieder verändert haben, nämlich durchaus interessant werden. Beispielsweise wenn es darum geht, nach Todesursachen in bestimmten Regionen und zu bestimmten Zeiten zu schauen.
Wer jetzt aber denkt, er könnte einfach ins Archiv gehen und sich durch die Todesfälle der Region arbeiten, der irrt. „Das sind schließlich sehr personenbezogenen Daten. Da kann nicht jeder kommen und Einsicht nehmen“, betont die Archivleiterin. Da müsse schon ein starkes rechtliches oder familiäres Interesse vorliegen. Um das zu prüfen, ist von den Interessenten immer auch ein Antrag auf die gebührenpflichtige Einsichtnahme zu stellen – für alle Todesfälle, die länger als 30 Jahre zurückliegen beim Archiv, für aktuellere beim Gesundheitsamt.

Neben Ahnenforschern hätte auch immer wieder mal die Kriminalpolizei beim Totenschein-Archiv angeklopft, beispielsweise wenn alte Straftaten wieder aufgerollt wurden, erzählt Marina Aurich und legt den Totenschein eines Mannes, der 1967 mit seinem Boot auf der Spree kenterte und ertrank, wieder zurück auf den Aktenstapel.

Quelle: Moz.de

Totenscheine Deutschland, Österreich & Schweiz

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier finden Sie weiteres Informationsmaterial zu Behörden & Ämter.

 

 

 

 




Sabine T.

Ich heiße Sabine T. und bin am 16.08.1957 in Caputh, Kreis Potsdam geboren als Sabine Müller. Nach Heimaufenthalten wurde ich im Juli 1962 adoptiert.
Vorweg sei gesagt, dass ich eine sehr schöne Kindheit, Jugendzeit und auch im weiteren Leben eine schöne Zeit mit meinen Adoptiveltern hatte.
Es kam nie der Wunsch nach dem „woher ich komme“ auf. Beide Elternteile leben nun schon lange nicht mehr und auch nach deren Tod kam die Frage noch nicht auf.
Erst mit einer Berichterstattung durch das Fernsehen, zu den so genannten Zwangsadoptionen in der DDR, in dem es um Familien ging, wo mehrere Kinder im Spiel waren (in der Regel bei den Darstellungen um drei Kinder) und das adoptierte Kind eine neue Identität erfuhr.
Ich sagte nur beiläufig zu meinem Mann, dass ich froh bin, kein Kind einer Zwangsadoption zu sein, denn ich heiße ja nach wie vor Sabine.
Mein Mann sagte aber, es sei doch komisch, denn Du bist auch eines von drei Kindern.
Ich fand das gar nicht komisch, denn von Geschwistern hatte ich keine Ahnung.
Als er mir einen Gesundheitsschein von meiner Person zeigte, den er in alten Unterlagen meiner Eltern fand, war ich erst einmal sprachlos.
Auf diesem Zettel stand, dass ich noch zwei Geschwister hätte, von denen ich bis zu meinem 43sten Lebensjahr nichts wusste.
Im Alter von 11 Jahren erfuhr ich bereits, dass ich adoptiert wurde.
Schuld an diesem Umstand waren permanente Aussagen aus einem Kindermund, dass ich keine richtigen Eltern habe.

Meine Eltern haben sich deswegen entschieden, mir dann von der Adoption zu erzählen und die dazugehörigen Unterlagen gaben sie mir zu meiner Jugendweihe.
Zwei Wochen nach der besagten Sendung, als ich diese Nachricht verarbeitet hatte, entschied ich mich zur Suche bzw. zur Klärung der Frage: „Was habe ich – Bruder oder Schwester?“
Die zuständige Adoptionsvermittlungsstelle erhielt den Auftrag nach der Suche. Dieses geschah im Mai 2001.
Im Mai 2002 erhielt ich letztmalig ein Schreiben dieser Stelle mit dem unbefriedigendem Ergebnis, dass es keine Unterlagen gibt, die Geschwister nachweisen.
Ergänzend muss ich sagen, dass es überhaupt keine Unterlagen zu meiner Adoption mehr gab.
Danach war es bis zum 30.12.2003 ruhig um die Suche.
An diesem Tag erfuhr ich durch meine Tochter Sandra, die ebenfalls bei der Suche aktiv war, wovon ich jedoch nicht wusste, dass wir Post erhalten haben und sie meine leibliche Mutter gefunden hätte. Das war für mich ein Schock, weil diese Frau eigentlich tot gesagt wurde und das mein ganzes Leben lang. Wenige Wochen später feierte Sabine Wiedersehen mit ihrem jüngeren Bruder Michael, mit dem sie als Kleinkind das Bett geteilt hatte.

Autor: Sabine T.

Hier finden Sie weiteres Informationsmaterial zum Thema DDR.

 

 

 

 




Michael R.

Ich heiße Michael und 39 Jahre alt. Im Jahr 2008 fand ich meine Familie, nach über 30 Jahren.
Hier ein Teil meiner Geschichte:
Anfang des Jahres 2008 befand ich mich in einer Rehabilitationsklinik, zur Behandlung eines Bandscheibenvorfalles. Meinen Geburtstag verbrachte ich in der Klinik. Meine Freundin sandte mir auf dem Postweg nicht nur Glückwünsche. Ich zitiere einen Ausschnitt dieses Briefes:
“Lieber Michael,
ich habe für Dich den ersten Schritt getan, bei dem Versuch, Deine leibliche Familie zu finden. Du hast schon immer den Wunsch geäußert, sie kennen zu lernen. Ich habe mich mit den zu den zuständigen Ämtern in Verbindung gesetzt, die Dir Auskunft erteilen können.
Somit ist der erste Schritt für Dich getan, den nächsten Schritt musst du alleine weiter gehen!“
Ich hatte Tränen in den Augen, Freudentränen. Ich danke ihr noch heute sehr!
Seit meinem 16. Lebensjahr wusste ich, dass meine Eltern nicht meine leiblichen Eltern sind. Geahnt hatte ich das schon länger, da in meinem Impfausweis ein mir nicht bekannter Nachname stand.
Ich hatte eine schöne Jugend und liebevolle Adoptiveltern. Ich bin deswegen nie auf den Gedanken gekommen, nach meinen leiblichen Eltern zu suchen.

Ich dachte immer, ich würde meinen Adoptiveltern Unrecht tun, sie verletzen.
Nach ca. drei Monaten erhielt ich Post von den zuständigen Ämtern. Es stellte sich heraus, dass ich noch Geschwister habe, die leiblichen Eltern leben noch. Ich war so aufgeregt.
Ich fühlte immer, dass da noch etwas ist, etwas fehlt. Nie wusste ich was fehlt, aber mit dem Auftauchen meiner Familie wurde ich aufgeklärt.
Nun wollte ich alles wissen.
Ich setzte Alles in Bewegung, um meine Angehörigen zu finden.

Suchpool DDR-Bürger

Bei meiner Suche bin ich im Internet auf den Suchpool DDR Bürger gestoßen. Dort lernte ich Eva Siebenherz kennen.
Sie hat sich meiner angenommen und hörte aufmerksam zu. Die Suche nach meinen Angehörigen ging los. Es war nicht einfach, jedoch waren nach kurzer Zeit Erfolge zu verzeichnen.
Eine Telefonnummer war das Erste, was wir ermitteln konnten. Es war die Telefonnummer meines Bruders mütterlicherseits.
Die Freude war riesengroß und ich wagte es kaum zu glauben. Eva Siebenherz stellte den Erstkontakt her, somit war es leichter für mich mit der Sache umzugehen.
Dann war es soweit.
Mein erstes Telefonat mit meinem Bruder. Ich werde es nie vergessen. Die Unterhaltung war so herzlich, am liebsten hätte ich ihn gleich besucht.
Ich erfuhr, dass meine Mutter lebt und ich noch vier weitere Geschwister habe. Sofort sendeten wir uns Fotos zu.
Das Gefühl war unbeschreiblich, ich hielt zum ersten Mal ein Foto von meiner leiblichen Mutter in den Händen. Wow!
Das war noch nicht Alles.

Nun kannte ich die Familie mütterlicherseits, was ist mit dem Vater und seiner Familie?
Die Suche ging weiter. Wieder forschte Eva Siebenherz nach, nachdem sie neue Erkenntnisse erlangen konnte. Sie fand auch meinen Vater und dessen Familie.
Jetzt nenne ich drei Familien mein Eigen.
Ich danke meinen Adoptiveltern, dass sie mir ein gutes zu Hause gegeben haben.
Sie haben mir ein schönes Leben bereitet, mich mit Liebe groß gezogen. Leider ist mein Adoptiv-Vater schon gestorben.
Auch wenn meine Mutter zum Anfang meiner Suche sehr nachdenklich war, stand sie mir dabei nie im Wege. Ich danke ihr dafür.
Sie durchlief mit mir alle Höhen und Tiefen der Suche, sie war immer für mich da. Sie ist meine Mutter und wird es immer sein.
Ich danke dem Suchpool DDR Bürger. Durch ihn habe ich zehn Geschwister, zwei Mütter, wieder einen Vater und endlich eine Oma.
Autor: Michael R.

Hier finden Sie weiteres Informationsmaterial zum Thema DDR.

 

 

 

 




Alessandra N.

Januar 2009 – Wieder einmal diese Gedanken…
Wo komme ich her, wem sehe ich ähnlich, woher habe ich meine Eigenarten?
Der Entschluss steht fest , jetzt packe ich es an.
Als erstes habe ich im Internet nachgeschaut, um die für mich geeignetste Variante des Suchens zu finden, denn das Einzige was ich hatte, war der Name meiner leiblichen Mutter, welche ich auf der Abstammungsurkunde lesen konnte.
Sehr schnell stieß ich auf den „Suchpool für vermisste DDR-Bürger“.
Ich gab gleich 4 Anzeigen auf – Mutter, Vater und 2 Geschwister – denn ich wusste aus den Erzählungen meiner Adoptiveltern, dass ich das 3. Kind gewesen sei, also muss es noch mindestens 2 Geschwister geben.
Nach nicht einmal einem Monat erhielt ich dann einen Anruf von Frau Siebenherz, ob ich denn daran interessiert wäre, dass ein Fernsehsender eingeschaltet werden soll.
Ich zögerte keine Sekunde, denn mir war jedes Mittel recht, um herauszufinden wo ich herkomme.

Gleichzeitig lief ich Sturm bei verschiedenen Jugendämtern (eins wo ich geboren wurde, das andere wo der damalige Wohnort meiner Adoptiveltern war).

Keiner wollte mir recht Auskunft geben. Also der Erfolg, auf eigene Faust etwas zu erreichen, blieb größtenteils aus, bis auf den Tag wo ich dann noch das Geburtsdatum meiner Mutter erfuhr. Damit kann man doch schon viel mehr anfangen.
Nach kurzer Zeit meldete sich der Sender bei mir und begann mit der aktiven Suche.
Wochen voller Ungeduld vergingen. Immer blieb ich im Kontakt mit dem Suchpoolteam, gab natürlich das Geburtsdatum weiter.
Dann die traurige Nachricht, meine Mutter möchte keinen Kontakt. Peng das saß.
Durch die liebevolle seelische Unterstützung durch das Suchpool-Team fing ich mich aber wieder schnell, denn sie erzählten mir, dass sie die Adresse meiner Mutter ausfindig gemacht haben, allerdings wurden sie von meiner Mutter auch resolut abgewiesen.

Das konnte nicht die Endstation sein.

Nein, auch hier wusste das Team noch Mittel und Wege, die eventuell ans Ziel führen könnten. Ich schrieb Briefe, 3 an der Zahl, einen an Mutter und die anderen Briefe an meine Geschwister.
Wieder unerträgliches Warten. Doch am 01.Mai 2009, ich hatte schon mittlerweile nicht mehr daran geglaubt, erhielt ich einen Anruf vom Sender, dass meine Mutter gerne Kontakt haben möchte, aufgrund des Briefes den ich ihr geschickt habe.
Ich erhielt ihre Telefonnummer und gab gleichzeitig das Einverständnis zur Weitergabe meiner Telefonnummer an meine Mutter.
Puh, jetzt gingen mir tausend Gedanken durch den Kopf.
Was soll ich fragen, was soll ich sagen….
Keine Zeit mehr, denn das Telefon klingelte schon…. es war meine Mutter!!!!
10 Minuten Gespräch kamen mir vor wie eine Sekunde, ich legte auf und wusste nichts mehr….
Zwischenzeitlich war das Suchpool-Team aktiv damit beschäftigt meinen Bruder zu suchen, sämtliche Portale wurden aufgerufen, bei Stayfriends alle angeschrieben, die denselben Namen hatten wie ich zur Geburt.
Und siehe da, es meldete sich eine junge Frau die sagte, dass sie mit den Daten etwas anfangen könne und sie sei die Exfrau von meinem Bruder.
Er ist auch bei Stayfriends angemeldet, er heißt Jens. Das Team gab mir den Hinweis und ich schaute mir sein Profil an.
Auf seine E-Mail Adresse schrieb ich ihm und ich nahm ihn in meine Kontaktliste auf.
Nichts.
Wieder warten… bis zum 17. Mai 2009, denn als ich mein Postfach öffnete, traf mich der Schlag.
Stayfriends teilte mir mit, dass mich jemand in seine Kontaktliste aufgenommen hat.
Ja!!!!! Es war Jens und nun stand auch noch seine Handynummer da.
Sofort schrieb ich ihm eine SMS, in welcher ich mich bedankte. Nun nahmen die Dinge ihren Lauf.
2 Tage später stand ich vor der Tür meines Bruders, denn er lebte ja nur 40 km von mir entfernt.
Bis zum Treffen mit meiner Mutter musste ich mich allerdings noch bis Dezember gedulden, jedoch hatten wir immer telefonischen Kontakt.

Autor: Alessandra N.

Jedes Schicksal ist Einzigartig! – Deshalb Respekt!

Hier finden Sie weiteres Informationsmaterial zum Thema DDR.